Sigmund Freud Museum erhält den Österreichischen Museumspreis 2023

Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung des Bundes wird jährlich für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Museumsarbeit durch den Museumsbeirat des Ministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) vergeben.

„Die Person Sigmund Freud prägt und bewegt Wien bis heute. Das Sigmund Freud Museum ist ein Ort des Gedenkens und Erinnerns und noch viel mehr als das: Es ist ein Ort des Vermittelns, der Inspiration und ein Ort für neue Ideen – ein Museumsstandort von internationaler Strahlkraft“, betont Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.

Die Jury, bestehend aus Andrea Bina, Edith Hessenberger, Monika Holzer-Kernbichler, Nadja Al Masri-Gutternig und Niko Wahl, dem Museumsbeirat des BMKÖS, lobt in ihrer Begründung zur Auszeichnung:

„Das zeitgenössische Ausstellungsdesign hält subtil den Bezug zur Gegenwart. […] Seine [Freuds, Anm.] Ordination wird wieder gezeigt, aber nicht so rekonstruiert, als sei der Arzt gerade erst gegangen. Sie ist geprägt von einer markanten Leerstelle. […] Das Haus kommuniziert auf vielen Ebenen mit dem Publikum, auch mit den Mitteln der Kunst, deren Entwicklung Freud mit seinen Erkenntnissen beeinflusst hat. Viele verschiedene Vermittlungsebenen werden ausgeschöpft, um die Geschichte Sigmund Freuds, seiner Familie, des Hauses und der Psychoanalyse einem wissenschaftlichen, aber auch einem breiten Publikum zu erzählen und zugänglich zu machen.“ (Auszug aus der Jury-Begründung)

Monika Pessler, Direktorin des Sigmund Freud Museums, freut sich über diese Auszeichnung ganz besonders, „da sie die Arbeit des gesamten Museumsteams zur Vermittlung von Freuds bedeutendem Kulturerbe würdigt und ebenso die Museumsaktivitäten am ‚Ursprungsort der Psychoanalyse‘, die über konventionelle Formate hinausgehen.

Die offizielle Verleihung des Preises erfolgt im Zuge des Österreichischen Museumstags am 12. Oktober in Hohenems.

 

Mehr Informationen über den Österreichischen Museumspreis

Zur Presseaussendung des BMKÖS

 

English Version

 

Hertha Hurnaus: Was bleibt

Sigmund Freuds Ordination in einer limitierten Fotoserie

Für die Gesamtansicht klicken Sie bitte auf die Abbildungen.

 

Was bleibt vom weltberühmten Ursprungsort der Psychoanalyse, den Freud auf der Flucht verlassen musste - hier, in der Wiener Berggasse 19, wo er seine Patient:innen jahrzehntelang auf der Couch behandelte, bahnbrechende Theorien entwickelte und damit das Selbstbild des Menschen revolutionierte?

Ein atmosphärisch aufgeladener Ort voller Geschichte(n), den die renommierte Architekturfotografin Hertha Hurnaus während der Sanierung des Hauses 2020 festhielt. Einzigartig bot sich ihr Freuds Ordination dar, wie sie noch nie zuvor zu sehen war: In einer unverstellten, intimen Atmosphäre und im Wechselspiel von Licht und Schatten treten die Spuren einer bewegten Vergangenheit deutlich zu Tage. Die hochqualitative Fotoserie, herausgegeben vom Sigmund Freud Museum, erscheint in einer kleinen Auflage von nur 30 Stück und eröffnet einen exklusiven Rundgang durch das Herzstück der Berggasse 19.

1938 konnte Edmund Engelman Freuds Ordination fotografisch dokumentieren, ehe die Möbel verpackt und nach London verschickt wurden. 2020 bot sich nun Hertha Hurnaus die Möglichkeit, einen weiteren Wendepunkt in der Geschichte des Hauses festzuhalten. Dabei gehen ihre Aufnahmen über den Moment hinaus: Subtil veranschaulichen sie „was bleibt“.

 

Zur Online-Bestellung der Fotoedition Hertha Hurnaus: Was bleibt

Gerne zeigen wir Ihnen die Fotoedition auch bei einem persönlichen Besichtigungstermin - Anmeldung unter office@freud-museum.at.

 

Monika Pessler, Direktorin des Sigmund Freud Museums, über die Edition:

Ein Rundgang mit Hertha Hurnaus durch die leeren Räume der Berggasse 19 im Frühjahr 2020 folgte der Absicht, Sigmund Freuds ehemalige Wirkungsstätte in ihrem Sosein zu dokumentieren. Der Umbau des Museums war erst kürzlich abgeschlossen worden, seine Einrichtung noch nicht begonnen. Zu diesem Zeitpunkt präsentierte sich der Ort beinahe jungfräulich, wären da nicht die Spuren der Vergangenheit gewesen, freigelegte Wandschichten und abgenutzte, nur hinlänglich renovierte Türen und Fenster. In einem intensiven Abtausch von Worten und Gesten, auch im schweigenden Durchwandern wurde überlegt, ob es trotz der Leere oder vielleicht gerade deshalb möglich sei, das hier latent Vorhandene, ephemer Schwebende ins Bild zu setzen – den Genius Loci des Ursprungsorts der Psychoanalyse.

Als Architekturfotografin richtet Hertha Hurnaus ihren Fokus vornehmlich auf die Charakteristika von Orten und Räumen. So gerät auch die Aufnahme jener Wand zu einer verdichteten Erzählung, an der bis zu Freuds Flucht vor den Nazis 1938 die berühmt gewordene Couch des Analytikers stand: In der Fotografie fügen sich die klar umrissenen Flächen des Bodens, der Wände und ihrer Aussparungen zu einer Geometrie, deren abstrakte Zeichenhaftigkeit die Anwesenheit des Abwesenden unterstreicht. Der Bildwerdung in Träumen nicht unähnlich, die ebenso von „Verdichtungen“ und „Verschiebungen“ geprägt sind, fügen Licht und Schatten hier weitere Nuancen hinzu, die wie in Überblendung Aspekte hervorheben und gleichermaßen verunklären.

Neben der abwesenden Couch finden sich in der aktuellen Bildauswahl auch jene Türen wieder, die in bzw. aus Freuds Behandlungsraum führen. In dieser Aufnahme werden zwei eng aneinandergrenzende Türöffnungen gezeigt. Die eine ermöglichte einst den Zugang zum analytischen Setting, durch die andere, eine kleine Tapetentür, konnte Freuds Praxis diskret verlassen werden. Wie in Mehrfachbelichtungen erscheint das Sujet hintereinandergeschaltet, in seiner betont vertikalen Ausrichtung zergliedert es den Ort.
Dabei gewinnen die verbleibenden Zwischenräume an Bedeutung, im Besonderen die engen und zurückgesetzten.

Der so evozierte Eindruck des Sich-Verbergenden kann sinnbildlich durchaus mit jenen Geheimissen konkurrieren, die früher in der Intimität dieses Raums offenbart wurden. Im Abbild der historischen Garderobe eröffnet ein schmales Band angeschnittener Türlaibungen im linken Bildausschnitt die Möglichkeit des Ein- oder Ausstiegs. Repräsentieren die originalen Messinghaken bis heute nahezu unverändert den Geschmack des Wiener Bürgertums, so sind an der fragilen Bespannung aus Bast die Spuren der Zeit deutlich ablesbar.

Hertha Hurnaus geht der Ursprünglichkeit von Orten und ihren Bedeutungszuschreibungen konzentriert „auf den Grund“. Von der Vorstellung verführt, in den Räumen sei deren Geschichte und Genese gespeichert, wird die Sichtbarmachung der Atmosphäre zum Hauptanliegen. Dabei bleibt die Aufmerksamkeit der Fotografin auf die strukturgebundene Wechselwirkung von Helligkeit und Dunkel gerichtet: Denn das Licht, das im steten Wandel das Wesen der Architektur zu modulieren und zu beschreiben vermag, ist dort immer schon gewesen – ist das, was bleibt.

 

Objektbezeichnungen


Hertha Hurnaus, Garderobe
Sigmund Freud Museum Wien 2020
40 cm x 26,7 cm
nummerierte Aufl.: 30 Stk. + 3 AP*
signiert und datiert

Hertha Hurnaus, Türen
Sigmund Freud Museum Wien 2020
40 cm x 26,7 cm
nummerierte Aufl.: 30 Stk. + 3 AP*
signiert und datiert

Hertha Hurnaus, Behandlungszimmer
Sigmund Freud Museum Wien 2020
26,7 cm x 40 cm
nummerierte Aufl.: 30 Stk. + 3 AP*
signiert und datiert

 

*Artist proof