Stephanie Pflaum: Haut
Das Œuvre der österreichischen Künstlerin Stephanie Pflaum (*1971) reicht von seinen malerischen Anfängen in den 1990er Jahren bis hin zur Kunst der Assemblage: verdichtete Material-Collagen formieren sich zu sinnbildhaften Objekt- und Rauminstallationen.
Haut als ein vielschichtiges organisches Gewebe repräsentiert das Menschsein mit all seinen Implikationen, legt Verborgenes schonungslos offen und bedeckt schützend das allzu Offensichtliche. Ein solcher Doppelsinn liegt auch Freuds Deutung des Unheimlichen zugrunde. Der Analytiker führt diese „Art des Schreckhaften“ sowohl auf heimelig Vertrautes wie auf heimlich Verdrängtes zurück. Die Spannweite der Empfindung sieht er in der Dualität des Wortes „heimlich“ begründet, „das seine Bedeutung nach einer Ambivalenz hin entwickelt, bis es endlich mit seinem Gegensatz unheimlich zusammenfällt“. Dasselbe lässt sich von Stephanie Pflaums Kunst sagen: In detailliert und aufwendig hergestellter Handarbeit vermittelt sie uns jene scheinbaren Gegensätze, die unser Leben tatsächlich als parallel wirkende Kräfte und Zustände bedingen – Resistenz und Verletzlichkeit, Werden und Vergehen.
Auch Freuds Diktum, es sei vor allem der „verhüllte Charakter“ des Unheimlichen, der Grauen in uns auslöst, findet in der Arbeit Pflaums eine Bestätigung. Denn der schöne Schein, den uns Haut im Licht ihrer glänzenden Perlen und Schmucksteine bietet, bricht, sobald wir unter der Oberfläche und in ihr geborgen, durchblutete Organe, haarige Versatzstücke und zart schimmernde Embryonen erkennen.
Die Arbeit wurde anlässlich der Ausstellung „Das Unheimliche. Sigmund Freud und die Kunst“ im Schauraum eingerichtet und bleibt bis Oktober 2025 zu sehen.
Stephanie Pflaum: Haut
Schauraum Berggasse 19
April 2024 bis Oktober 2025