Warten auf die Ausreise

Für die Ausreise müssen formale Hürden wie die Entrichtung der „Reichsfluchtsteuer“ gemeistert werden. Ursprünglich 1931 mit dem Zweck eingeführt, Kapitalflucht zu vermeiden, wird diese Steuer von den Nationalsozialisten als Instrument zur Enteignung eingesetzt. Um sich vom Warten auf die Ausreisegenehmigung abzulenken, arbeitet Freud an seiner ersten gemeinsamen Publikation mit Anna: Sie übersetzen Marie Bonapartes Buch über ihren Hund Topsy. Freud, von der Ambivalenzlosigkeit des Hundes fasziniert, ist seit 1928 und bis zu seinem Lebensende selbst Chow-Chow-Besitzer. Außerdem ordnet er seine Antiken- und Büchersammlung. Von knapp 4.500 Bänden scheidet er ein Drittel aus. Im April wächst die Büchersammlung um ein Exemplar des französischen Autors Pierre Jean Jouve, der Freud in seiner Widmung einen „gerechten Mann in der Dunkelheit“ heißt.

Freud selbst überreicht am Tag der Ausreise ein letztes Widmungsexemplar seinem Anwalt Alfred Indra „in Dank u Freundschaft“, und stellt noch ein Zeugnis für seinen Privatchauffeur Josef Malina aus