Tricky Women: Intergenerationales Trauma im Animationsfilm. Abend III: Kollektives Trauma

Screening der beiden Animationsfilme Dans la Rivière / Step into the River und Song of the Flies – An Iteration of Violence sowie Diskussion mit Melanie Letschnig und Jeanne Wolff Bernstein

Moderation: Monika Pessler

 

Donnerstag, 23. Juni 2022 um 19 Uhr

Bibliothek der Psychoanalyse im Sigmund Freud Museum

Berggasse 19, 1090 Wien

 

Anmeldung erforderlich: Für die Teilnahme vor Ort registrieren Sie sich bitte unten.

Im Animationsfilm verdichtet sich Alltägliches mit Surrealem. Auch sperrige Themen lassen sich so auf den Punkt bringen, Strukturen werden aufgebrochen, neu geordnet und diskursive Möglichkeitsräume, neue Handlungsoptionen und -räume sowie Sichtweisen eröffnet. Themen, die kaum in Worte zu fassen sind, können im animierten Film, der über eine enorme Bandbreite von Ausdrucksmöglichkeiten verfügt, zur Ansicht gebracht werden: Animationsfilm macht das Unsagbare sagbar.

Gewalt gedeiht in der Stille. Indem wir das kollektive Trauma aus der Unsichtbarkeit holen, beseitigen wir das mächtige Tabu, darüber zu sprechen. Die Filme und Diskussionen setzen sich mit der Symbiose zwischen politischen und zwischenmenschlichen Ursachen von Trauma auseinander: vom Mikrokosmos der Familie bis zum Makrokosmos des Staates.

 

Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen Tricky Women/Tricky Realities Animationsfilmfestival und dem Sigmund Freud Museum.

 

Melanie Letschnig, Mag. Dr., Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft mit Schwerpunkt Volkskunde an der Universität Wien, 2017 Promotion mit einer Arbeit zu Explosionen in höfischer Festkultur, Blumenstillleben und Kino. Lehrt Filmtheorie und -analyse ebendort. Ausbildung zur Trainerin für DaF/DaZ am bfi Wien, wo sie seit 2018 unterrichtet.

Jeanne Wolff Bernstein, Dr., lebt und arbeitet als Psychoanalytikerin und Lehranalytikerin in Wien. Die vormalige Präsidentin des Psychoanalytic Institute of Northern California, (PINC) in San Francisco, USA, ist Mitglied des Wiener Arbeitskreises für Psychoanalyse und der Internationalen Psychoanalytic Association (IPA), sowie Vorsitzende des Beirates der Sigmund Freud Privatstiftung.

 

Zu den Filmen

 

Dans la Rivière | Step into the River

Weijia Ma, FR/CN 2020, 14’37

Lu und Wei sind zwei junge Mädchen, die in einem Dorf an den Ufern eines Flusses leben. Sie haben beide eine besondere Beziehung zu diesem Fluss, der eine Wiege tragischer Geschichten zu sein scheint. Der Film erzählt von den Folgen eines dunklen Kapitels im Leben vieler chinesischer Familien über Generationen hinweg.

2021 gewann der Animationsfilm den Award von Tricky Women/Tricky Realities und war außerdem für den Oscar© (Kategorie „animated shorts“) nominiert, mit folgendem Jury Statement: The film talks about a sensitive subject that very much needs to be discussed. Fantastic storytelling through beautiful imagery and with great subtlety.“

Filmtrailer

 

Song of the Flies – An Iteration of Violence, Teil 2: Tag

Ana Maria Vallejo, Kolumbien 2021, 15‘

Der experimentelle Animationsfilm El Canto de las Moscas / Song of the Flies nimmt eine audiovisuelle Übersetzung der Verwüstung, die durch die Gewalt des bewaffneten Konflikts in Kolumbien verursacht wurde, durch María Mercedes Carranzas (1945–2003) poetische Stimme sowie den Dialog zwischen neun kolumbianischen Künstlerinnen vor. In „Tarde“/ „Tag“, dem zweiten Teil einer Trilogie, werden acht Orte in Kolumbien besucht, an denen in den 1990-er Jahren Massaker stattfanden, und so der Zenit einer Landkarte des Terrors gezeichnet.

Archivbilder, persönliche Erinnerungen der Künstlerinnen sowie die wiederkehrende Verwendung von Loops erwecken die von Gewalt verwüsteten Landschaften zum Leben und bilden eine Polyphonie der Erinnerung und der Trauer, einen universellen Gesang des Schmerzes.

Filmtrailer

 

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