Freud, Berggasse 19

Die im Original erhaltenen Raumstrukturen von Freuds früherer Wohnung und Ordination im Mezzanin eröffnen ein authentisches Erleben des Ursprungsorts der Psychoanalyse, zugleich beleuchten zahlreiche Exponate in den Ausstellungsräumen – Objekte aus Familienbesitz, originale Schriften und Fotografien – die beruflichen Stationen und biografische Facetten von Freuds Leben und Familienalltag. Einblicke in die Genese seines theoretischen Werkes geben besondere Druckwerke, seltene Erstausgaben, Sonderdrucke und Widmungsexemplare. Fremdsprachige (Erst-)Ausgaben, ob aus dem Ungarischen, Schwedischen, Hebräischen oder Japanischen, liefern zudem ein beredtes Zeugnis von der frühen internationalen Verbreitung der psychoanalytischen Bewegung.

Diese Informationsebene steht vielfach in enger Verbindung mit der Geschichte der jeweiligen Räume: So wird in Freuds ehemaligem Behandlungsraum die Praxis der Psychoanalyse und sogenannte „Talking Cure“ anhand von Fallgeschichten und Schriften thematisiert und damit die frühere Nutzung des Raumes aufgegriffen und vergegenwärtigt. In diesem Sinne bleibt auch jene Stelle, an der einst die psychoanalytische Couch stand, leer: Auf eine Rekonstruktion des ursprünglichen Raumes wird bewusst verzichtet, wie Monika Pessler erläutert: „Die Leerstelle, die in Freuds Behandlungsraum seit seiner Flucht vor den Nationalsozialisten zurückblieb, trägt den Verweis auf den dunklen Verlauf der Geschichte deutlich in sich. In diesen Räumen eine Welt von gestern (Stefan Zweig) – also jene vor dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 – nachzubilden, als ob es Freuds erzwungene Flucht ins Londoner Exil nicht gegeben hätte, würde einen wesentlichen Teil seiner Geschichte und damit auch der unsrigen verleugnen.“

Anna Freuds angrenzende Wohn- und Ordinationsräume sind ihrer Arbeit in der Verknüpfung von Psychoanalyse und Pädagogik gewidmet, die sie gemeinsam mit ihrer Partnerin Dorothy Burlingham in Wien und nach der Flucht in London leistete. Als besondere Leihgaben aus dem Freud Museum London sind hier einige persönliche Besitztümer zu sehen.

Die Privaträume der Familie sind der Ausstellungsidee folgend Freuds Leben als Familienvater und seinem Werdegang als junger Arzt und Neurologe gewidmet. Objekte wie frühe Krankenhausdokumente und medizinische Instrumente, aber auch sein Reisenecessaire, Geschenke an die spätere Ehefrau Martha und weitere persönliche Gegenstände geben Auskunft über das Familienleben und „setzen Vorstellungen, Assoziationen und Erzählungen in Gang“, beschreibt Daniela Finzi. Hier werden Schriftstücke und Handschriften aus dem Familienbesitz der Öffentlichkeit erstmals zugänglich gemacht. Die Traumdeutung steht im Zentrum des ehemaligen Schlafzimmers der Freuds – Hörstationen ermöglichen dort eine Begegnung mit Sigmund Freuds Träumen, gelesen von Birgit Minichmayr und Philippe Sands. Auch originale Möbel gelangen in den Privaträumen erstmals zur Aufstellung: So konnte als Dauerleihgabe des Freud Museum London eine Kommode gewonnen werden, die im sogenannten „Herrenzimmer“ mit dem zugehörigen Intarsientisch einen Teil des originalen historischen Ensembles abbildet.

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Konzeption und Gestaltung: Atelier Czech/Hermann Czech und Gerhard Flora
Kuratorinnen: Sigmund Freud Museum/Monika Pessler und Daniela Finzi

Beteiligte und Partner

Ausstellungsassistenz: Johanna Frei und Nora Haas

Beratung Druckwerke: Arkadi Blatow

LeihgeberInnen: Bibliothèque Charcot, Arkadi Blatow, Freud Museum London, Matthew Freud, Österreichische Nationalbibliothek, Wiener Psychoanalytische Vereinigung, Familie Toncar

Redaktion Ausstellungstexte: Hermann Czech, Daniela Finzi, Gerhard Flora, Johanna Frei und Monika Pessler

Übersetzungen: Elise Feiersinger (Wandtexte) und Brita Pohl (Vitrinentexte)

Deutsches Lektorat: Eva Fröhlich

Englisches Lektorat: Maria Slater

Grafik Wandtexte: Michael Neubacher

Grafik Vitrinen: Martha Stutteregger

Restauratorische Wand- und Deckenbefundungen: Claudia Riff und Fabia Podgorschek

Buchrestaurierung: Mirjam Bazán Castaneda

Möbelrestaurierung: Gerald Ratheyser

Fotorestaurierung: Andreas Gruber

Vitrinenbau: ARTEX Museum Services

Lichtmanagement: Zumtobel Licht AG

Einbauten: Stefan Flunger