Hände der G.

  1. Das jungfräuliche Blatt Papier vor mir deutet die Möglichkeit von Gewalt an.
  2. Ein von der Hand gezogener Strich auf der Papierfläche ist die begangene Gewalt der Differenzierung.
  3. Gewalt liegt in menschlichen Händen; sie basiert auf Sprache, einer Sprache, die ein Virus ist, der die Möglichkeit von Gewalt überträgt.
  4. Gewalt gehört der anderen Seite der symbolischen Matrix an; passage à l’acte ist ein Akt des gewaltsamen Verstoßes gegen gesellschaftliche Bindungen.
  5. Die Spiegelfläche, die mein Bild zusammenstellt und als meinen Doppelgänger zurückwirft, bringt eine andere Gewalt mit sich.
  6. Die narzisstische Wirkung des Ideal-Ichs mit seinen vertikalen Identifizierungen mit den Führern der Menschheit ist Gewalt.
  7. Massenmedien als narzisstische Prothesen sind die Gewalt der Entsingularisierung und Entsubjektivierung. Und dieser Prozess vollzieht sich nicht ohne menschliche Hände.
  8. Kontrollblick und mediale Stimmen sind Teil des imaginären Anderen der paranoischen Gewalt.
  9. „Ist“ ist Gewalt. Hände weg.

Dr. Victor Mazin, Ph.D., ist praktizierender Psychoanalytiker. Der Gründer des Freud's Dream Museum in St. Petersburg (1999) ist Ehrenmitglied des Museum of Jurassic Technology (Los Angeles) sowie Leiter der Abteilung für theoretische Psychoanalyse am Osteuropäischen Institut für Psychoanalyse (St. Petersburg), außerordentlicher Professor an der Fakultät für freie Künste und Wissenschaften der Staatlichen Universität St. Petersburg und Ehrenprofessor des Instituts für Tiefenpsychologie (Kiew). Außerdem ist er als Übersetzer aus dem Englischen und Französischen ins Russische tätig und war Chefredakteur der Zeitschrift Kabinet und Mitglied der Redaktionsausschüsse folgender Fachzeitschriften: Psychoanalysis (Kiew), European Journal of Psychoanalysis (Rom), Transmission (Sheffield), Journal for Lacanian Studies (London). Er hat zahlreiche Artikel und Bücher über Psychoanalyse, Dekonstruktion, Kino und bildende Kunst verfasst.