Archiv

Der Bestand des Archivs umfasst Dokumente zur Geschichte der Psychoanalyse, mit einem Schwerpunkt auf Unterlagen zu Sigmund Freud und seiner Familie. Ein weiterer bedeutender Teil ist das Bildarchiv. Ebenfalls ist eine kleine Plakatsammlung vorhanden, sowie ein Bestand von audiovisuellen Medien (CDs, VHS, DVDs, Hörkassetten und CD-ROMs). Des Weiteren finden sich mehrere (Teil-)Nachlässe von Psychoanalytiker:innen im Archiv.

 

 

Bildarchiv

Das Bildarchiv umfasst etwa 2.000 Dokumente, überwiegend Fotografien, aber auch Zeichnungen und Gemälde, druckgrafische Werke und Skulpturen. Die Sammlung beinhaltet weitgehend alle existierenden Aufnahmen von Sigmund Freud und seiner Familie, ein großes Konvolut von Anna Freud-Bildern, Aufnahmen von psychoanalytischen Kongressen und Vereinigungen sowie Portrait-Aufnahmen von Freuds Lehrern und Kollegen aus Medizin, Psychiatrie und der entstehenden psychoanalytischen Bewegung.

Mehr Information zur Bildnutzung

Nachlässe

Das Archiv des Sigmund Freud Museums nimmt Nachlässe von Psychoanalytiker:innen und Wissenschaftler:innen entgegen und sorgt für ordnungsgemäße Lagerung und Katalogisierung. Die wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Nachlässe stellen wir externen Wissenschaftler:innen frei.

 

Schwestern Freud

Der Nachlass der Schwestern Freud umfasst die Dokumentation der geplanten Auswanderung. Nach Freuds Ausreise im Juni 1938 blieben vier seiner fünf Schwestern in Wien zurück. Sämtliche Versuche, die Damen ins Exil nachzuholen, scheiterten an der Unmöglichkeit, ausländische Visa für sie zu erlangen. Alle vier wurden in Konzentrationslager deportiert und dort getötet.

Der Nachlass mit den Nummern 44/1 bis 44/539 beinhaltet verschiedenste Arten von Dokumenten aus finanziellen und rechtlichen Abläufen, sowie auch private Briefe der Schwestern an verschiedene Personen, Rechtsanwälte und Notare, in ihrem Versuch, die Vermögensangelegenheiten gemäß den Vorschriften des Regimes zu regeln und die notwendigen Visa für die Ausreise zu erhalten.

Die Dokumente sind geordnet und fortlaufend durchnummeriert; für den Gebrauch liegen Kopien vor.

Bearbeitungsmöglichkeiten:

Sowohl zu den Personen könnte geforscht werden, als auch zur Emigrations- und Verfolgungspolitik im Dritten Reich. Auf der wirtschaftsgeschichtlichen Seite wären die Vermögens- und Besteuerungsvorschriften des nationalsozialistischen Regimes von Interesse, die in den Briefen, Steuererklärungen und Abrechnungen sehr deutlich beschrieben sind.

Alexander Freud

Der Nachlass Alexander Freud umfasst die Emigrationsakten sowie die Restitutionspapiere.

Die Sammlung enthält Materialien zum Restitutionsverfahren des Bruders von Sigmund Freud, Alexander Freud. Der Großteil der Dokumente sind Briefe: Korrespondenz zwischen Harry Freud (Sohn von Alexander Freud und Antragssteller beim Verfahren), seinen Anwälten in Wien und in Berlin und verschiedenen Institutionen, die im Entschädigungsprozess involviert waren. Als Beilagen zur Korrespondenz sind auch Kontoauszüge, Formulare, einige Zeitungsausschnitte und handgeschriebene Notizen erhalten.

Die Hauptmasse der datierten Dokumente liegt zwischen 1959 und 1974. Zusatzdokumentation zu dem Verfahren (Zeugnisse usw.) gehen zurück bis 1938.

Die Korrespondenz wurde meistens auf Deutsch, aber auch auf Englisch geführt.

Der Nachlass ist in thematische und chronologische Mappen gegliedert. Die Thematischen Mappen sind als ganze Mappen erfasst (eine Sign. Nr. pro Mappe). Die Dokumente in den Chronologischen Mappen sind als Einzelbriefe in der Datenbank erschlossen. (Signaturgruppe 71.)

Der Prozess dauerte von 1945 bis 1972. Die Anträge wurden an die Rückstellungskommission beim Landesgericht Wien und an die Wiedergutmachungsämter von Berlin gestellt. Harry Freud durfte nicht das Ergebnis des Verfahrens erleben, da er 1969 verstorben ist. Seine Frau Leli Freud hat im November 1972 einen Teilvergleich für die Wertpapiere und Entschädigung für Schmuck bekommen (s. dazu Brief vom 08.11.1972).

Bearbeitungsmöglichkeiten:

Der gesamte Nachlass wurde geordnet und in Kooperation mit dem Holocaust Memorial in Washington gescannt, ist jedoch noch nicht im Detail erfasst und bedürfte genauer Durchsicht und Ordnung Blatt für Blatt, bevor damit wissenschaftlich gearbeitet werden kann. Nach einer solchen Einzelerschließung inklusive Beschreibung und Beschlagwortung der Objekte, insbesondere der Korrespondenz und der zahlreichen Formulare und Listen, wäre eine fallspezifische Bearbeitung anzudenken, beispielsweise im Zusammenhang mit Restitution an sich bzw. der Geschichte des Nationalsozialismus.

Harry Freud

Der Nachlass Harry Freud (der Sohn von Sigmunds jüngerem Bruder Alexander) umfasst vor allem Bilder, Fotoalben, Bücher und Scrapbooks mit Zeitungsausschnitten. Relevante Namen innerhalb des Nachlasses sind etwa Anne Berman, Marie Bonaparte, Anna Freud, Dorothy Burlingham, Mathilde Hollitscher, Paula Fichtel, Rudolf Ekstein, Paul Federn, Ernest Jones, Leopold Kohr, Irving Stone, Max Schnur, Lilly Marle, Ernst Freud, Ernest Freud, Sophie Freud, Alexander Freud, Jenny Anspach, Ulrich Fontaine, Timothy Schmiderer, Mary Burlingham oder Simon Schmiderer.

Nachstehend eine ungefähre Objektaufschlüsselung auf Basis des damals angefertigten Schätzgutachtens:

7 Fotoreisealben

4 Scrapbooks

Fotoalbum

Verschiedene Separata und Zeitschriften

Fotos Alexander und Sigmund Freud

Alle Objekte sind gesichtet, inventarisiert und komplett erfasst.

Eva Rosenfeld

Der Nachlass von Eva Rosenfeld wurde 2001 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung (BMWF) von der Sigmund Freud Privatstiftung (SFP) erworben und umfasst sowohl Privatkorrespondenz als auch Fotos und über 180 Bücher aus der Bibliothek Eva Rosenfelds. Insgesamt besteht der Nachlass aus 289 Einzelstücken, die sämtlich erschlossen und verzeichnet sind. Die Briefe im Bestand Rosenfeld stammen zum Großteil aus der Korrespondenz mit Anna Freud, ein kleinerer Anteil aus Korrespondenz mit anderen Personen. Auch dieser Bestand ist aufgenommen und sortiert, und hier wäre sicherlich ein interessantes Forschungsfeld zu finden, eventuell in Verbindung mit ergänzenden Beständen.

Die aus einem Brünner-Berliner Elternhaus stammende Eva Rosenfeld (1892–1977) war eine enge Vertraute Anna Freuds, mit der sie, zusammen mit Dorothy Burlingham, 1927 in der Wattmanngasse 11 in Wien die so genannte „Hietzinger Schule“ gründete. Aus dieser Zeit stammt auch der im Nachlass befindliche Briefwechsel von Eva Rosenfeld mit Anna Freud, der nicht nur die private Beziehung der beiden erschließt, sondern auch wichtige Beiträge zur Geschichte der psychoanalytischen Pädagogik enthält. Ein Fotoalbum, das Eva Rosenfeld angelegt hat, zeigt Aufnahmen der Schule aus dem Jahre 1928, darunter das Esszimmer in der Wattmanngasse nach einem Entwurf von Adolf Loos. Impressionen aus dem Alltagsleben der Familie Rosenfeld und ihrer Freunde, aus der Schule in der Wattmanngasse und den Sommeraufenthalten in Grundlsee vermitteln eigenhändig von Eva Rosenfeld angelegte Photoalben. Ein interessantes, großformatiges Album, betitelt „Unserem Evchen“, das Eva Rosenfeld von ihrer Familie anlässlich der Hochzeit mit ihrem Cousin Valentin überreicht wurde, bietet in gestellten Tableaus Szenen aus dem großbürgerlichen Alltagsleben der Familie Rosenfeld in Berlin, die an Filmstills erinnern und neben der privaten Familiengeschichte auch soziologisch bedeutsame Einblicke in die bürgerliche Lebens- und Wohnkultur um 1900 zeigen. Weiters umfasst der Nachlass zahlreiche Dokumente, die die Beziehung der Familie Rosenfeld zur Film- und Theaterwelt belegen, sowie die Beziehung zum Hause Freud illustrieren.

Bearbeitungsmöglichkeiten:

Der Briefverkehr zwischen Anna und Eva könnte, unter Einbeziehung der nicht im Besitz des Archivs befindlichen Gegenstücke von Eva an Anna, näher erforscht und ausgewertet werden, oder aber auch als unterstützendes Material für biografische Arbeiten herangezogen werden.

Margarethe Trautenegg

Der Nachlass Trautenegg wurde 2004 von Ines Rieder und Diana Voigt überlassen, welche ein Buch über Margarethe Trautenegg verfasst und dazu im Vorfeld zahlreiche auf Tonband festgehaltene Interviews durchgeführt hatten. Im Bestand befinden sich sowohl die Tonbänder mit den Interviews als auch die Transkripte der Gespräche, sowie Fotos, Briefe und Dokumente auch Margarethe Trauteneggs Nachlass. Die Rechte an den Tonbandinterviews bleiben nach wie vor bei den Interviewerinnen, weitere Veröffentlichungen bedürfen der ausdrücklichen Zustimmung.

Margarethe Trautenegg, geborene Csonka, wurde von ihren Eltern wegen ihrer homosexuellen Neigung zu Dr. Freud geschickt. Tatsächlich empörte sie sich über die "ödipalen" Interpretationen ihres Verhaltens und schrieb sie der "schmutzigen Phantasie des alten Arztes" zu. Weil die Patientin nicht unter dem Leidensdruck eines inneren Konfliktes oder einer Erkrankung stand und auch sonst keine eigene Motivation zur Analyse entwickelte, brach Freud die Behandlung bald ab. Gleichwohl gab sie Anlass zu einer Schrift: "Über die Psychogenese eines Falles weiblicher Homosexualität" (1920). Unter dem NS-Regime emigrierte Margarethe Trautenegg nach Kuba, wo sie ihr einstiges Hobby der Porträtmalerei wiederentdeckte, kehrte aber 1949 über Paris wieder nach Wien zurück. Ihre späteren Jahre verbrachte sie häufig auf Reisen, bis sie, beinahe hundertjährig, 1999 in Wien verstarb.

Bearbeitungsmöglichkeiten:

Der Nachlass ist erfasst und gelistet, allerdings sind die Transkripte nicht digitalisiert, was für eine Bearbeitung sicherlich hilfreich wäre. Die einzelnen Typoskripte sind grob geordnet, allerdings nicht näher gesichtet oder bearbeitet bzw. auf ihre Vollständigkeit oder Ähnlichkeit hin überprüft. Für Forschung über Margarethe Trauteneggs Leben bietet der Nachlass reichhaltiges Material. Die Interviews sind voller persönlicher Details, die wesentlich mehr Licht auf das private Leben werfen als es eine veröffentlichte Biografie könnte. Abgesehen von Forschung zur Person selbst könnte der Nachlass auch in Verknüpfung mit anderen Personen interessant sein. Die Fotos der von ihr gemalten Portraits könnten zur Forschung über die portraitierten Personen herangezogen werden.

Richard Sterba

Richard Sterba zählte zu den ersten Absolventen der von der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV) begründeten Psychoanalytischen Lehrinstituts. Er wurde nach seinem Abschluss zunächst außerordentliches, bald darauf ordentliches Mitglied der WPV, arbeitete am Ambulatorium und später als Lehranalytiker. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme emigrierte Sterba mit seiner Frau, die ebenfalls im WPV engagiertes Mitglied war, in die USA. Er wurde dort Mitbegründer der Detroit Psychoanalytic Society und lehrte am University College of Medicine in Detroit. Er starb 1989.

Sterbas Nachlass wurde 1993 von der SFP angekauft und besteht aus Aufnahmeprotokollen, Fallberichten, Briefen, Büchern, Traumprotokollen, Notizen, Rezensionen, Handschriften sowie umfangreichen Vorarbeiten zu Sterbas Handwörterbuch der Psychoanalyse. Thematische Schwerpunkte sind die Psychoanalyse, Traumdeutung, Kinderpsychologie, Hysterie und Erinnerung. Auch persönliche Aufzeichnungen, die mit den fachlichen verwoben sind und sich etwa in den Taschenkalendern finden, tragen zu einem interessanten Gesamtbild des Analytikers bei. Die wichtigsten Dokumente im Bestand liegen auch als Fotokopien vor, redundantes Material, wie etwa mehrfache Korrekturen von Typoskripten, sind nur im Original vorhanden. Keines der Objekte ist digitalisiert.

Der gesamte Nachlass von Richard Sterba ist erfasst, sortiert, nummeriert und geordnet, sodass er ohne weiteren Aufwand zu Forschungszwecken herangezogen werden kann. Weiters existieren von einem großen Teil des Nachlasses Kopien, um bei einer Bearbeitung die Originale zu schonen. Vom gesamten Nachlass existiert eine detaillierte Liste mit genauer Beschreibung, Sperrvermerk, Inventarnummer und Umfang des jeweiligen Konvoluts.

Bearbeitungsmöglichkeiten:

Besonders interessant ist der Bestand wohl für Forschungen zum Gebiet der Psychoanalyse selbst, zur Definition dieses Forschungsfeldes und der Entwicklung, zu der das von Sterba begonnene aber nie fertiggestellte Handwörterbuch Aufschluss gibt.

Michael Turnheim

Ende 2013 kam der Nachlass Michael Turnheim durch Schenkung in den Bestand der Sigmund Freud Privatstiftung. Er umfasst knapp über zehntausend Einzeldokumente.

Der Nachlass beinhaltet großteils Textdokumente zu vielerlei Aspekten der Psychoanalyse, sowie auch einige Audiodokumente und Bilder. Michael Turnheims Schwerpunkt war die Lacan-Forschung und die Rezeption Freuds, darüber hinaus beinhaltet der Nachlass aber auch noch Material zu vielen weiteren der Psychoanalyse teilverwandten Gebieten, etwa Mathematik (Schleifen) oder Musik (Jazz). Geschäftliche wie private Korrespondenz, Patientenakten (noch gesperrt) und Dokumente zur École Freudienne  oder Vorlesungen von Jacques-Alain Miller ergänzen das Hauptkonvolut von Forschungsmaterial, Exzerpten, annotierten Kopien, Vorlesungen, eigenen Texten und Buchmanuskripten.

Der gesamte Nachlass ist groberfasst, geordnet und in der Datenbank verzeichnet, die ersten knapp tausend Dokumente wurden auch schon einzeln tiefenerfasst. Für eine Tiefenerfassung der restlichen Dokumente wäre eine wissenschaftliche Bearbeitung durch eine/n mit der französischen Psychoanalyse vertraute/n ForscherIn sinnvoll und wünschenswert.

Bearbeitungsmöglichkeiten:

Für Wissenschaftler:innen bietet der Nachlass ein interessantes Betätigungsfeld, da er sowohl analytischen Input (Vorlesungsmitschriften, Exzerpte) als auch wissenschaftlichen Output (eigene Vorlesungen, Aufsätze, Manuskripte und Korrekturfahnen) des Analytikers beinhaltet, und durch Dokumente seines Wirkens als Analytiker ergänzt wird – allerdings sind hier Sperrfristen zu beachten.

Kontakt

Sarah Hönigschnabel
T: +43 1 319 15 96-17
s.hoenigschnabel@freud-museum.at